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Here is the "new" text from St. Mary's Church in Lübeck written in 1701 by Nathanael Schlott,
This version of the text was taken from the book »Der Todtentanz nach einem 320 Jahre alten Gemaehlde in der St. Marienkirche zu Lübeck« written and illustrated by Ludewig Suhl, 1783. The text is written below the engravings that accompanied the book.
Suhl's text occasionally has some peculiarities. For details, please refer to the dance itself which has been illustrated by Suhl's cobber plates.
Still,
Vermessener! du seyest
auch wer du seyest
der du durch manch
unnüzes Wort
diesen heiligen Ort
entweyhest.
Hier findest du keine
Plauter=Cappelle
sondern im Todten
Tanz deine gewisse
Stelle.
Still demnach, still!
Laß das Mahlwerck
stummer Wände mit
dir reden
und wo möglich vor
dem Ende dich über=
reden, daß der Mensch
sey und werde
Erde.
Px. Ho. 1463 Renov.
ult. Ao 1701.
der Tod
Heran ihr Sterblichen, das Glas ist aus, heran,
Vom Höchsten in der Welt bis auf den Bauersmann.
Das Wegern ist umsonst, umsonst ist alles Klagen,
Ihr müsset einen Tanz nach meiner Pfeife wagen.
der Tod
Komm, alter Vater komm, es muß geschieden seyn,
Kreuch aus dem Vatican in diesen Sarg hinein,
Hier trägt dein Scheitel nicht das Gold von dreyen Kronen
Der Hut ist viel zu hoch, du must itzt enger wohnen
der Pabst
Wie? Scheut der Tod den Blitz von meinem Banne nicht,
Hilft kein geweihtes Naß und kein geweihtes Licht,
So bleibt mir doch die Macht zu lösen und zu binden,
Wie? solt ich sterbend nicht den Himmelsschlüssel finden
der Tod
Auf! grosser Kayser auf! gesegne Reich und Welt,
Und wisse, daß ich dir den letzten Tanz bestellt,
Mein alter Bund gilt mehr, als Apfel, Schwerdt u. Bullen
Wer mir Gesetze schreibt, macht eitel blinde Nullen
der Kayser
Was hör ich? trägt der Tod für Göttern keine Scheu,
Sind Kayser=Kronen nicht vor seiner Sichel frey,
Wohlan! so muss ich mich, o hartes Wort! bequemen,
Und von der dürren Hand des Reiches Abschied nehmen
der Tod
Reicht ohngewegert her der Hände zartes Paar,
Und wandert fort mit mir zu jener grossen Schaar,
Doch spart die Thränenfluth des bittern Scheidens wegen
Man wird euch dem Gemahl bald an die Seite legen.
die Kayserin
Ist Zeit und Stunde da, so schick ich mich darein,
Und will auch sterbend dir, mein Kayser aehnlich seyn
Kanst du dem Reiche dich nicht stets als Sonne zeigen
So muß mich auch der Tod zum Untergange neigen
der Tod
Gib gute Nacht der Welt, bestürzter Cardinal:
Dein Ende ruffet dich zur ungezaehlten Zahl:
Ich weiß nicht was du dort wirst für ein Theil erlangen
Das weiß ich Sohn, du hast viel Gutes hier empfangen.
der Cardinal
Rom schenckte mir den Hut, der Hut trug Ehr u. Geld,
So höhnt ich sorgenfrey das Paradies der Welt,
Mein Wunsch war mit der Zeit auf Petri Stuhl zu rücken
Und muß davor erblaßt das Haupt zur Erde bücken.
der Tod
Denk an den wahren Spruch den Syrach abgefaßt:
Der heute König heißt, liegt Morgen gar erblaßt.
Alsdan so kan man dich nicht mehr großmæchtig schreiben,
Weil deine Macht zu schwach die Würmer zu vertreiben.
der König
Steckt den des Todes Faust auch Königen ihr Ziel?
So gleicht das Regiment dem Schach u. Königsspiel.
Mein Scepter streckte sich von Süden zu dem Norden,
Nun bin ich durch den Tod besetzt, u. schachmatt worden.
der Tod
Du lehnest dich umsonst auf deinen Hirtenstab,
Zerbricht das schwache Rohr so taumelst du ins Grab,
Hiernechst mag Menschen Hand dir auf den Leichstein schreiben
Ein Hirte kan nicht stets bey seiner Heerde bleiben.
der Bischof
Unsträflich kan ich zwar, doch nicht unsterblich seyn
Drum bricht der Tod mit Macht zu meinem Fenster ein,
Nun wache wer da will, ich rüste mich zum Schlafe,
Und sage nichts als diß: Gehabt euch wohl ihr Schafe
der Tod
Her, Herzog, her mit mir, zu jener langern Nacht!
Wen dieser Zug geschehn, so ist der Lauf vollbracht,
Hast du nun deine Lust, als wie den Feind befochten,
So nim den Ehrenkranz von Gottes Hand geflochten.
Der Herzog
Ich zog mit Heeres Kraft durch manch entferntes Land
Und machte Nahm u. Ruhm der tapfren Welt bekannt.
Ietzt hemmt die Todespost den Glückeslauf im Siegen,
Und ruffet: Schicke dich in deinen letzten Zügen
der Tod
Hör, Abt! die Glocke schlägt die dich zu Bette ruft,
Nun tanze fort mit mir zu der bestimmten Gruft
Inzwischen laß die Furcht der Einsamkeit verschwinden
Dort wirst du ein Convent von tausend Brüdern finden.
der Abt
Zu steigen war mein Wunsch bis daß ich Ehren satt,
Ach aber! ach! wie bald kehrt sich das Hoffnungsblatt!
Indem ich Tag und Nacht nach hohen Tituln schnappe,
Erhascht ein schneller Tod mich bey der schwarzen Kappe
der Tod
Wirf ab den schweren Rock, womit dein Leib bedeckt
Und den polirten Stahl, der in der Scheiden steckt
Kein Eisen schützet dich für meinen scharfen Pfeilen
Du must mit mir zum Tanz in leichter Rüstung eilen
der Ritter
Ihr Helden schauet mich in diesen Waffen an,
So focht ich als ein Löw so stand ich als ein Mann
Bis das mein Gegenpart gestrecket lag zur Erden
Nun will der letzte Feind an mir zum Ritter werden.
der Tod
Fort Bruder folge mir zur algemeinen Ruh
Und schliß die Augen so wie dein Gebetbuch zu
Kanst du nun dort als hier in weiß gekleidet stehn
So wirst du an den Tod als wie zum Tanze gehn.
der Carthæuser
Mein strenger Orden schrieb mir tausend Regeln für,
Ietzt greift der Tod mich an und ruffet folge mir:
Wohlan ich bin bereit, mein Kloster zu verlassen,
Wann ich die Regul nur der Sterbekunst kan fassen.
der Tod
Ihr Bürger zürnet nicht, wenn durch des Höchsten Schluß
Der Bürgermeister selbst mit an die Reihe muß,
Der zum gemeinen Heil das Recht so oft gesprochen,
Sieht über sich den Stab durch meine Faust gebrochen.
der Bürgermeister
Es war fürs Vaterland mein Leben abgenützt,
Und Stadt u. Bürgerschaft mit Rath u. That beschützt.
Ich fürchte nicht den Tod, denn wenn ich hier erkalte
So weiß ich daß ich dort das Bürgerrecht erhalte
der Tod
Ihr habet an dem Thum doch nicht ein bleibend Haus,
Und müst auf einen Wink mit Leib und Seel hinaus,
So werdet ihr zwar hier, dort aber nie vertrieben,
Wenn euch der Himmel bleibt, als Eigenthum verschrieben.
der Thumherr
Den Ionam warf ein Fisch, doch lebend, an den Strand,
Mich wirft des Todes Schlund in jenes Vaterland:
Ihr Menschen/ bauet doch die Häuser nicht so veste.
Dort seyd ihr erst daheim, hier aber fremde Gäste.
der Tod
Was hilft es deiner Faust, die manches Stück erjagt,
Wenn man dies wahre Wort nach deinem Hintritt sagt:
Dem Iäger ist es so, wie seinem Wild ergangen,
Denn jenes ward durch ihn, er durch den Tod gefangen.
der Edelmann
Ich war auf nichts so sehr als auf die Iagd verpicht,
Die Sonne fand mich zwar, doch in den Federn nicht,
Kein Wild entwischte mir in dickbelaubten Büschen,
Ietzt kan ich leider selbst dem Tode nicht entwischen.
der Tod
Beschaue dich nun selbst, und nicht dein Krankenglas,
Du bist den Cörper nach so dauerhaft als das,
Ein Stoß zubricht das Glas, der Mensch zerbricht im Sterben
Was findet man hernach von beyden? nichts als Scherben.
der Doctor
Verlæßt mich meine Kunst, alsdenn gesteh ich frey,
Daß zwischen Glas u. Mensch kein Unterschied mehr sey,
Ihr Brüder sucht umsonst die Gærten, Thæler, Gründen,
Um für die letzte Noth ein Recipe zu finden.
der Tod
Ich fordre deinen Rest, als einen Zins von dir,
Zahl ab und laß die Last des schweren Beutels hier,
Ein Geitzhals hat noch nie den Geldsack mitgenommen,
Warum? weil kein Cameel durchs Nadelöhr kan kommen.
der Wucherer
Wahr ists ich liebte nichts, als Wucher und Gewinn,
Und merke, das ich arm beym Reichthum worden bin,
Mein Capital ist fort, die Zinsen sind zerstoben,
Ach! hætt ich einen Schatz im Himmel aufgehoben.
der Tod
Ihr Armen seyd getrost, tanzt gleich der Mann mit mir,
So bleibt sein Beutel doch zu eurem Vortheil hier.
Nun suchet wo ihr könnt, den Antheil von Präbenden,
Ich eile, seinen Leib den Würmern auszuspenden
der Capellan
Ich diente dem Altar, und dieser diente mir,
Er gab mir Unterhalt, und ich war seine Zier,
Den Beutel trug ich zwar, doch nicht auf Iudas Weise,
Drum bin ich auch so leicht zur letzten Todesreise.
der Tod
Du zeigest nach Gebrauch ein saures Amtsgesicht,
Iedoch was acht ich das? ich bin kein Bauer nicht,
Muß dieser schon dein Amt ganz tief gebücket ehren,
So ruf ich: Amtmann fort! du must den Reihen mehren.
Der Amtmann
Den Bauern schaft ich Recht, den Obern war ich treu,
So blieb mein Wandel rein, und mein Gewissen frey,
Nun merk ich, daß der Tod die Tugend wenig schätzt,
Er ruffet: fort mit dir! man hat dich abgesetzt.
der Tod
Den Schlüssel den man dir zur Kirch und Altar gab,
Schleust meinen Schluß nicht auf, bereite nur dein Grab,
Nichts hilft das Uhrwerk dir, in meinen Zeitregister
Da heist es: fort du seyst der Kayser oder Küster.
der Küster
Da man am Gotteshaus zum Hüter mich erwählt,
Hab ich die Zeit und Stund am Uhrwerk abgezählt;
An diesen will mir nun der Tod den Abschied weisen,
Drum muß ich zu dem Dienst der ewgen Hütten reisen.
der Tod
Denk an den Banquerot, den Adam längst gemacht,
Der setzet dich in Schuld und hat mich hergebracht:
Zahl aus und liefre mir den Antheil meiner Waare,
So viel ich fassen kann auf einer Leichenbaare.
der Kaufmann
Der letzte Mahner kommt mir trotzig angerennt,
Doch bin ich nicht fallit, hier ist mein Testament:
Den Geist vermach ich Gott, das Gut den rechten Erben,
Dem Satan meine Schuld, den Leib dem Tod im Sterben.
der Tod
Was kerkerst du dich selbst in enge Clausen ein,
Bist du ein Mensch, u. magst doch nicht bey Menschen seyn?
Laß, greiser Wunderkopf, den Schwarm der Grillen fliegen,
Du must gestorben doch bey deines Gleichen liegen.
der Clausener
Ich bin ein Mensch, und doch den Menschen nicht geneigt,
Weil manches Menschen Herz das Bild des Teufels zeigt,
Nun kom erwünschter Tod, der Tugend wenig schätzt,
Er ruffet: fort mit dir! man hat dich abgesetzt.
der Tod
Komm Landsmann an den Tanz von Müh und Arbeit heiß
So schwitzest du zuletzt den kalten Todesschweiß
Laß andre seyn bemüht mit Pflügen, Dreschen, Graben,
Dein saurer Lebenstag soll Feyerabend haben.
der Bauer
Ich trug mit Ungemach des Tages Last und Noth
Und aß vom Schweiß bedeckt mein schwer verdientes Brodt,
Doch da mein Führer mich zur Ruhe denkt zu bringen
So kan ich wohl vergnügt das Consumatum singen.
der Tod
Ihr Nymphen, die ihr hie den frischen Iüngling schaut
Wünscht ihr vielleicht durch ihn zu heissen Iungfer Braut?
Umsonst; die Rechnung wird euch mit einander triegen,
Ich werd ihn in der That, ihr in Gedanken kriegen.
der Iüngling
So soll ich an den Tanz, wer hatte das gedacht;
Ich, der ich manches Schloß, doch in der Luft gemacht,
Nun wird mein Hoffnungsbau fein zeitig eingerissen,
Ich wollte bald die Braut und muß die Mutter küssen.
der Tod
Ich halte wie die Welt von Complimenten nicht,
Muß heißt mein hartes Wort, das Stahl und Eisen bricht,
Und warum wolt ihr mir den letzten Tanz versagen?
Die Iungfern pflegen sonst kein Tänzgen abzuschlagen.
die Iungfrau
Ich folge weil ich muß und tanze wie ich kan,
Ihr Schwestern wählet euch bey Zeiten einen Mann:
So reichet ihr die Faust dem Bräutigam im Leben,
Die ich dem Tode muß, doch halb gezwungen geben.
der Tod
Nim zarter Säugling an den frühen Sensenschlag
Und schlaf hernach getrost bis an den Iüngstentag.
Wohl dem, der so wie du fällt in des Todes Hände,
So kröhnt den Anfang dann so ein beglücktes Ende.
Das Wiegenkind
Weinen ist meine erste Stimm,
Mit Weinen war ich gebohren,
Mit Weinen trägt man mich wieder dahin,
Den Würmern zur Speis erkohren.
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